Auch Lenovo möchte ein Stück vom lukrativen Kompakt-Kuchen abhaben, schließlich ist der Bedarf gerade sehr hoch. Bei der Technik gibt es aber Fragezeichen.
Widersprüchliche Sensor-Angaben
Die C55 zeigt sich als klassische Kompaktkamera mit weißem Kunststoffgehäuse. Bei Abmessungen von 112 x 71,5 x 34,5 Millimetern und 190 Gramm Gewicht passt sie bequem in die Tasche. Das 2,8-Zoll-Display auf der Rückseite fungiert als einziger Bildschirm, auf einen Sucher verzichtet die Mini-Cam. Das haptische Moduswahlrad ermöglicht den Wechsel zwischen Foto, Video, Zeitraffer, Zeitlupe, Serienaufnahmen und anderen Modi.

Bei den technischen Daten herrscht aber Verwirrung: Mehrere Quellen sprechen von einem 64-MP-Sony-CMOS-Sensor im 1/3-Zoll-Format mit ISO-Bereich von 100 bis 6.400. Sony listet laut DPReview jedoch keinen Sensor mit diesen Eigenschaften auf seiner Webseite. Lenovos eigene Pressebilder erwähnen weder Megapixel noch Sensorgröße, sondern zeigen nur eine Sony-Grafik mit dem Text “professioneller Sensor”. Eine maßlose Übertreibung in meinen Augen, heutzutage aber leider keine Seltenheit.


Der angegebene 1/3-Zoll-Sensor wäre deutlich kleiner als übliche Kompaktkamera-Sensoren und wäre bei Smartphones unterdimensioniert. Dies würde die Bildqualität erheblich einschränken, besonders bei schwachem Licht.
Eingebautes Ringlicht
Weiteres Verkaufsargument der C55 ist ihre ringförmige LED-Beleuchtung um das Objektiv, die man sonst etwa von den Outdoor-Pentax-Kameras kennt. Diese soll weiches, gleichmäßiges Licht für Videoaufnahmen liefern – ein Vorteil gegenüber harten Smartphone-Blitzen und eigentlich keine schlechte Idee, gerade zu dem Preis. Zusätzlich bietet die Kamera elektronische Bildstabilisierung und einen zweiten Auslöser an der Vorderseite für einfachere Selfie-Aufnahmen. Ein kleiner Spiegel an der Front ähnlich wie bei Sofortbildkameras hilft bei der Bildkomposition.
Die Kamera filmt angeblich in 4K-Auflösung, allerdings komprimiert, und auch hier meiner Meinung nach wieder nur Werbemaßnahme. Der 18-fache Digitalzoom bleibt ohne Angabe der Festbrennweite schwer einschätzbar.
Der 1.300-mAh-Akku verspricht etwa 120 Minuten Fotografie oder 80 Minuten Videoaufnahme. Geladen wird über USB-C. Neben dem durchaus üppigen internen Speicher von 64 oder 128 GB unterstützt die C55 microSD-Karten bis 128 GB. Zum Lieferumfang gehören Handschlaufe und Tragetasche.
Ob Lenovo die C55 selbst entwickelt hat oder ein OEM-Produkt mit eigenem Logo versieht, bleibt unklar. Ähnlich günstige Kameras unbekannter Marken mit “64 MP” und “4K” sind bereits auf Amazon verfügbar. Die C55 kostet in China umgerechnet 61 bis 68 Euro und ist über JD.com erhältlich. Eine internationale Markteinführung ist bislang nicht angekündigt.
Viel Werbung, wenig Technik
Dass noch ein Hersteller auf den Kompakt-Trend aufspringt, wundert mich überhaupt nicht. Die Dinger sind schnell und günstig produziert und noch schneller als Smartphone-Alternative vermarktet. In dem Preisbereich finde ich die unterdurchschnittliche Technik gar nicht mal so tragisch.
Dass aber die ganze Zeit mit “hochauflösenden” Sensoren und Begriffen wie “4K-Video”, freundlich formuliert, Augenwischerei betrieben wird, stimmt mich traurig bis wütend. Wer keine Ahnung von Kameras hat und vielleicht seinem Kind eine Freude machen möchte, wird schnell in die Irre geführt. Da kann man das Geld besser in eine gebrauchte Kamera investieren – das wäre auch besser für die Umwelt.
Quellen: Yanko Design | Notebookcheck
Auch wenn das (hässliche) Teil sehr günstig zu haben ist, frag ich mich, wozu sollte ich es kaufen? Ein Smartphone mit sicher vergleichbarer BQ habe ich doch eh immer dabei.
Soeben habe ich mich durch Vertrag-freie Smartphone Angebote gewühlt und fand in der Preisklasse bis 100 Euro jede Menge neue namenlose Handys mit anscheinend brauchbaren Kameras an Bord.
Warum sollte jemand für das Lenovo Teil mit dem man nicht telefonieren kann Geld ausgeben?
“Soeben habe ich mich durch Vertrag-freie Smartphone Angebote gewühlt und fand in der Preisklasse bis 100 Euro jede Menge neue namenlose Handys mit anscheinend brauchbaren Kameras an Bord.”
Servus Alfred,
gestern im Auto. Die Musik lief und meine Frau erzählte was, plötzlich wurde die Lautstärke (Musik) herunter gefahren und es folgte die Ansage, “das habe ich nicht verstanden”
Ach die “Stasi” wäre von dieser Technologie begeistert gewesen 😉
Da hast du wohl irgendwann einmal unvorsichtiger Weise am Display auf “OK” gedrückt 😉
Lustig wäre eine reine Monochrom-Fassung wie sie Leica anbietet. Nur eben technisch unzulänglich, was wiederum den Charme von Monochromaufnahmen ausmachen würde. Und der Preis wäre fair. Ansonsten stelle ich mir die gleiche Frage.
Es ist wie der widerliche FastFashion Trend. Amazon ist mittlerweile vollgespült mit „Einwegtechnik“. Benutzt, für Müll befunden und weggeschmissen.
Ja… ich muss deinen Kommentar leider teilen… was müssen wir tun? Wie erreichen wir mehr Nachhaltigkeit?
Gute Mine zum bösen Spiel. Ich glaub die Nachhaltigkeit können wir uns abschmincken.
Leider sehe ich da wenig Chancen. Verbote und Regeln haben wir leider auch mehr als genug. Vielleicht ein bisschen mehr gesunden Verstand.
Weniger Egoismus… Ich, ich, ich…
Moin Thomas,
befinde mich ja gerade in Kroatien. (Fr)esse fast täglich Wassermelone mit vielen Kernen aber dafür mit viel süßen Gescmhak. Diese Tomaten, außerhalb der EU Norm, einfach köstlich. Du glaubst nicht wie froh wir sind bald in Deutschlands “Nachhaltiglskeitsscheißenachweis” wieder einkaufen zu dürfen 👍
Guten Morgen in die Sonne…
Ich beneide dich… hier SW 5-6 Bft und ab und an Regen.
Nachhaltigkeit: kenne hier einige Fischer. Sie können, wollen und müssen fischen… und fordern eine Erhöhung der Quoten. Doch es gibt ihn kaum noch… den Fisch. Wie geht es weiter ohne Verzicht?
Sooo – Kamera raus, RAW und JPEG nebeneinander. Der Tipp zum Vergleich der Objektivdaten kam vom Profi… alles Gute!
Moin Thomas,
hatte gerade ein frisches Thunfischsteak auf dem Grill gehabt 😋 Ehrlich gesagt essen wir kaum Fischprodukte von der sogenannten Lebensmittelindustrie. Geht doch nichts über frische Bratheringe mit Kartoffelstampf und ausgelassener Butter … aber ich lebe ja nicht mehr an der Küste 🫣
Bratheringe oder Scholle oder frischen Dorsch mit Senfsoße an Kartoffel. Küsst Salatblatt mit Zitrone. Anschließend Mittagsstunde. Ich werde wahnsinnig…🙃
Oh ja das ist schon lecker 👍 Nun ist unser Fischbedarf bis September erst mal gesättigt, Grillabende hier im Dorf mit Fisch nach “Balkan Art”, dann die Fischplatte für 2 Personen, heute nochmal Thunfischsteak …. jetzt freue ich mich mal auf ein normales Kotelett 😂
Es liegt doch an uns selbst. Vor elf Jahren kaufte ich mir meine letzte Kamera, eine Leica M. Seit elf Jahren mag ich die Kamera, ich mag es immer wieder mit ihr zu fotografieren, ich mag es, welche innere Gelassenheit sie mir beim fotografieren gibt, ich liebe die Art der Fotografie. Man sieht, Egoismus kann auch Nachhaltig sein.
Guten Morgen, das ist kein Egoismus…👋🏻🍀